Belästigung durch periodischen Schattenwurf von Windenergieanlagen – Laborpilotstudie (mit Anhang) & Feldstudie (mit Anhang)

Titel: Belästigung durch periodischen Schattenwurf von Windenergieanlagen – Laborpilotstudie (mit Anhang) & Feldstudie (mit Anhang)
Författare: Dr. Johannes Pohl, Dr. Franz Faul & Prof. Dr. Rainer Mausfeld.
Utgivare: Staatliches Umweltamt Schleswig.
Årtal: 1999-2000
Ämnesord:
Skuggor
Belästigung durch periodischen Schattenwurf von Windenergieanlagen – Laborpilotstudie. År 2000 (Pdf-fil)
Laborstudie Schattenwurf – Anhang. År 2000 (Pdf-fil)

Belästigung durch periodischen Schattenwurf von Windenergieanlagen – Feldstudie. År 1999 (Pdf-fil)
Feldstudie Schattenwurf – Anhang. År 1999 (Pdf-fil)


Anhang: Das Institut für Psychologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel führte im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), dieses vertreten durch den Projektträger Biologie, Energie, Umwelt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des BMWi (BEO) und im Auftrag des Staatlichen Umweltamtes Schleswig eine Laborpilotstudie durch, in der die Belästigung durch periodischen Schattenwurf experimentell geprüft wurde.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die Frage, ob periodischer Schattenwurf als alleinige Einflußgröße bei einer Dauer von mehr als 30 min und einmaliger Darbietung zu Streßeffekten führt. Der Schattenwurf wurde durch ein Projektionssystem erzeugt, wobei versucht wurde, relevante Aspekte der Situation bei Windenergieanlagen (WEAn) zu simulieren.

Untersucht wurden zwei Gruppen unterschiedlichen Alters, nämlich 32 Studierende (durchschnittliches Alter 23 Jahre) und 25 Berufstätige (durchschnittliches Alter 47 Jahre), die jeweils auf zwei Versuchsbedingungen zufällig verteilt wurden. In jeder Bedingung war die gleiche Anzahl von Frauen. Die Experimentalgruppe (EG) bekam 60 min lang einen periodischen Schatten mit 80 %igem Kontrast dargeboten. Für die Kontrollgruppe (KG) galten die gleichen Lichtverhältnisse wie bei der EG, jedoch ohne periodischen Schattenwurf.

Der Hauptteil der Untersuchung bestand in einer Abfolge von sechs Test- und Meßphasen, von denen je zwei vor dem Einschalten des Scheinwerfers, je drei im Abstand von 20 min während der Zusatzbeleuchtung und je eine nach Abschalten des Scheinwerfers stattfanden. Zu den erhobenen Größen zählten Streßindikatoren der allgemeinen Leistungsfähigkeit (Rechnen, visuelle Suchaufgaben), der psychischen und körperlichen Befindlichkeit, der kognitiven Streßverarbeitung und des vegetativen Nervensystems (Herzfrequenz, Blutdruck, Hautleitfähigkeit und Fingertemperatur). Systematische Streßeffekte des periodischen Schattenwurfs auf verschiedenen Ebenen des Erlebens und Verhaltens konnten bei beiden Stichproben in vergleichbarer Weise nachgewiesen werden.

2 Studierende und Berufstätige der EG zeigten in den ersten 20 min der Scheinwerferphase Leistungsbeeinträchtigungen. Bei den Berufstätigen traten in dieser Phase breitere Streßeffekte auf, da neben der Leistung auch das körperliche Befinden beeinträchtigt war und eine stärkere kognitive Auseinandersetzung mit der Situation stattfand. In den folgenden 40 min kam es zur Kompensation bzw. sogar zu einer gegenüber der KG gesteigerten Leistung. Dieses Kompensieren bzw. Überkompensieren kostete Energie auch in Form körperlicher Anstrengung, was sich bei der EG-Studierende in der reduzierten Fingertemperatur und bei den Berufstätigen zusätzlich in erhöhter Schweißdrüsenaktivität äußerte.Jüngere Probanden (Studierende) kompensierten mit anderen psychischen Prozessen als ältere Probanden (Berufstätige). Erstere blendeten den Reiz aus und reduzierten dadurch die Belästigung, letztere kompensierten trotz konstant eingeschätzter Wahrnehmung und Belästigung. Die älteren Probanden wiesen zudem eine stärkere kognitive Streßverarbeitung auf. Bei ihnen hielt die Auslenkung körperlicher Systeme länger an, was sich in Nacheffekten nach Abschalten des Scheinwerfers zeigte. Als weiterer Nacheffekt trat bei den älteren Probanden eine Verschlechterung im Test für die allgemeine Leistungsfähigkeit auf. Der in dieser Laborstudie unter speziellen Bedingungen untersuchte periodische Schattenwurf führte insgesamt betrachtet nicht zu Belästigungen, die als erheblich angesehen werden können.

Jedoch sind die nachgewiesenen erhöhten Anforderungen an psychische und physische Ressourcen ein Hinweis darauf, daß kumulative Langzeitwirkungen die Kriterien einer erheblichen Belästigung erfüllen könnten.

Die Ergebnisse dieser Pilotstudie in ihrer Gesamtheit lassen es sinnvoll erscheinen, weitere Untersuchungen mit veränderten experimentellen Bedingungen durchzuführen. Zu diesen Bedingungen könnten verschiedene
Zeitmuster des periodischen Schattens (zufällig, diskontinuierlich, unvorhersehbar) und auch die Kombination von periodischem Schatten und Geräuschen/Lärm (insbesondere periodische Geräusche) gehören. Weiterhin sollten Anwohner von Windenergieanlagen, die periodischem Schattenwurf ausgesetzt sind, im Labor untersucht werden.